Wer sind die Baptisten?
Der Ursprung der neutestamentlichen Gemeinde
In Matthäus 16,18 sagt Jesus: "Und ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und die Tore des Totenreichs werden sie nicht überwältigen." Bemerkenswerterweise beschreibt er hier die Gemeinde noch als zukünftig. In Apostelgeschichte 1,4-8 gibt Jesus den Jüngern seine Anweisungen für die Erfahrung, die sie in einigen Tagen machen sollten. Die Gründung der Gemeinde erfolgte 10 Tage danach, indem Gott ihnen während des jüdischen Pfingstfestes den Heiligen Geist gab (Apg. 2).
Die Entwicklung der Gemeinde
Unter der Leitung der Apostel baute die Urgemeinde ihre Organisation, gottesdienstliche Ordnung und ihre Lehre auf. Viele Tausende wurden gerettet und schlossen sich der Gemeinde in Jerusalem an. Die Verfolgung zwang die Gemeinde jedoch, sich zu zerstreuen; dadurch wurde die gute Nachricht von Jesus verbreitet (Apg.8,1-5). Am Ende des ersten Jahrhunderts waren die meisten Apostel gestorben, und die Gemeinden begannen zu entscheiden, welche Schriften von Gott eingegeben (die Bibel sagt "von Gott eingehaucht": 2.Tim.3,16) und somit von Gott bevollmächtigt sind. Diese ersten Jahre waren für die Urgemeinde sehr dynamisch. Es wird angenommen, dass bis zum Jahre 100 n.Chr. fast eine halbe Million Menschen zu Christus geführt wurden.
Der geistliche Niedergang der Gemeinde
Jedoch schlichen sich Irrlehren ein (z.B. die Lehre der Wiedergeburt durch die Taufe), und der Klerus wurde immer mächtiger. Auch schwere Verfolgungen durch die römischen Machthaber beeinträchtigten das Wachstum. Im Laufe einiger Jahrhunderte war die Kirche rituell, kalt und geistlich korrupt geworden. Im Mittelalter war die Kirche politisch mächtig. Sie beherrschte oft ganze Nationen. Aber geistlich war sie schwach und tot.
Die Reformation
Seit der Urgemeinde gab es immer einige, die sich eng an die Wahrheit der Bibel hielten. Arnold von Brescia, Petrus Waldus, John Wycliff und Johannes Hus waren einige von ihnen. Viele von ihnen wurden durch die römisch-katholische Kirche hingerichtet. Im 16. Jahrhundert jedoch waren Martin Luthers Reformationsbestrebungen politisch erfolgreich, da die deutschen Fürsten ihn gegen den Papst unterstützten. Schnell breitete sich die Bewegung auch auf andere Länder aus. Die Reformationsführer (Luther, Calvin, Zwingli, Knox) kehrten jedoch nicht in allen Punkten zu den Lehren der Bibel zurück.
Das Auftreten der Wiedertäufer
Im Jahrhundert vor Luthers gelungener Reformation begannen kleine Gruppen sich von der katholischen Kirche abzusondern. Diese nicht organisierten Gruppen wurden Wiedertäufer genannt, weil sie glaubten, dass die Bibel die Glaubenstaufe durch Untertauchen nach der Bekehrung lehrt. Diese Wiedertäufer vertraten auch andere Lehren, die der Lehre der katholischen Kirche widersprachen, und wurden dafür schwer verfolgt. Viele wurden ertränkt oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Später wurden sie sogar von den Reformatoren verfolgt. Obwohl es keine direkte Verbindung zu diesen frühen Gruppen gibt, waren diese Wiedertäufer zweifellos die Vorgänger der späteren Baptisten.
Die ersten Baptisten
1611 verließ eine kleine Gruppe tief gläubiger Menschen England wegen der aufgezwungenen Staatskirche. Sie kamen nach Holland und gründeten unter der Leitung eines gewissen John Smyth die erste Baptistengemeinde. Die meisten dieser Gruppe kehrten nach England zurück und bald entstanden überall in ganz England Baptistengemeinden. Sie wurden verfolgt und gejagt, aber sie wuchsen.
Wer mehr wissen will kann eine ausführlichere Geschichte des Baptismus nachlesen.
Eine Stellungnahme zu der Frage "Woher kommen Freikirchen" findet sich auf der Homepage der Freien Baptisten-Gemeinde Mannheim.
Warum der Name Baptisten?
Obwohl der Begriff Baptist (griechisch baptistes = Täufer) in der Bibel im Zusammenhang mit Johannes dem Täufer vorkommt (Mt.3,1), geht der Begriff Baptisten nicht darauf zurück. Jemand, der sich Baptist nennt, tut das, weil er Mitglied einer Baptistengemeinde ist.
Der Name Baptist wird zum ersten Mal 1644 in England verwendet. Diesen Namen hatten Baptisten sich nicht selbst ausgesucht, sondern er wurde ihnen von ihren Gegnern gegeben. Der Grund für den Namen Baptisten war die Tatsache, dass sie die Taufe durch Untertauchen nur bei Gläubigen vertraten. Obwohl sie auch an anderen, sich von der Staatskirche unterscheidenden, biblischen Wahrheiten festhielten, erwies sich diese als die zu der Zeit auffallendste. Es gibt keinen Gründer der Baptisten. Es gibt auch kein für alle Baptisten verbindliches Glaubensbekenntnis. Eine Baptistengemeinde ist eine Gruppe von Gläubigen, die an der Bibel als ihrer einzigen Autorität festhalten und Jesus Christus als einziges Haupt der Gemeinde anerkennen.
Bekannte Baptisten
Die Baptisten haben eine leuchtende Vergangenheit in Bezug auf die Verbreitung des Evangeliums. Einige der berühmten Prediger in den vergangenen Jahrhunderten waren Baptisten. John Bunyan, der das viel gelesene Buch "Die Pilgerreise" schrieb, William Carey, der Vater der modernen Missionsbewegung, Charles Haddon Spurgeon, der berühmte Prediger aus London, und Alexander Maclaren, der große Bibelausleger, sind einige der hervorragenden Diener Christi, die Baptisten waren.
Viele baptistische Prinzipien wie Demokratie und Freiheit haben einen großen Einfluss auf die Verfassungen Großbritanniens und der USA.
Die Baptisten sind eine der größten evangelischen Freikirchen der Welt. Es gibt rund 70 Millionen Christen weltweit, die sich als Baptisten bekennen. In den USA sind die Baptisten mit ihren 20 Millionen Mitgliedern die größte Konfession.
Was sind die Kennzeichen der Baptisten?
Neben grundlegenden christlichen Lehren, die sie mit den meisten protestantischen Kirchen gemeinsam haben, halten sich Baptisten an folgende biblische Prinzipien, die nicht von allen anderen Konfessionen vertreten werden:
P riesterschaft aller Gläubigen
T aufe und Abendmahl für alle Gläubigen
S elbstständigkeit der Ortsgemeinde
T rennung zwischen Kirche und Staat
E rlöste und getaufte Mitglieder
N iemals geht ein echter Christ verloren
Aus: L. Duane Brown: Biblische Basis für Baptisten, © der deutschen Ausgabe 1994 Missionsdienst der Freien Baptisten e.V., überarbeitet und WWW-Layout von Roland Hofmann