Was Baptisten ausmacht
Einige wichtige Prinzipien der Baptisten
Neben grundlegenden christlichen Lehren, die sie mit den meisten protestantischen Kirchen gemeinsam haben, halten sich Baptisten an folgende biblische Prinzipien, die nicht von allen anderen Konfessionen vertreten werden:
P riesterschaft aller Gläubigen
T aufe und Abendmahl für alle Gläubigen
S elbstständigkeit der Ortsgemeinde
T rennung zwischen Kirche und Staat
E rlöste und getaufte Mitglieder
N iemals geht ein echter Christ verloren
Diese Prinzipien werden im Folgenden erklärt. Wer noch mehr wissen will, kann das ausführliche Glaubensbekenntnis lesen.
Biblische Autorität
Die Urschriften der Bibel wurden nach eigener Aussage der Schriftsteller von Gott eingegeben. Daher gilt für Baptisten die Bibel (ohne Apokryphen (deuterokanonische Bücher, Spätschriften) des Alten Testaments) als Gottes Wort. Sie hat deshalb uneingeschränkte Autorität. Daneben gibt es keine anderen Schriften mit gleicher Stellung. Andere Schriften von Menschen können zwar für den Glauben hilfreich sein und werden auch gebraucht, aber sie haben keinerlei Autorität und müssen anhand der Bibel geprüft werden.
Amt des Pastors und Diakons
In der Gemeinde gibt es zwei Ämter, von denen die Bibel spricht: Pastoren und Diakone. Pastoren (Hirten, Älteste, Presbyter, Bischöfe, Aufseher, Leiter - alle diese Begriffe bezeichnen in der Bibel den gleichen Personenkreis) leiten die Gemeinde und achten auf die geistliche Gesundheit der Gemeinde. Ein wichtiger Teil ihrer Aufgaben sind daher Predigt und Lehre. Die Diakone (Diener) haben hauptsächlich organisatorische Aufgaben.
Priesterschaft aller Gläubigen
Bei Baptisten gibt es keinen fundamentalen Unterschied zwischen Theologen und Laien. Zwar wird auf gute theologische Ausbildung von Predigern Wert gelegt. Das verschafft ihnen aber nicht das Recht und den Anspruch, die Bibel als einzige richtig auslegen zu können. Vielmehr kann jeder Christ durch den Heiligen Geist geistliche Erkenntnis haben. In 1.Petrus 2,9 schreibt der Apostel Petrus an alle Christen: "Ihr seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, ... Deshalb sollt ihr die großen Taten dessen verkündigen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat." Jeder Christ hat daher das Recht und die Pflicht, am Aufbau der Gemeinde und der Verkündigung der frohen Botschaft von Jesus mitzuwirken, wie es seinen Fähigkeiten entspricht. Diese Art der Priesterschaft umfasst nicht das Darbringen von Opfern. Solche gibt es im Neuen Testament nicht mehr.
Taufe und Abendmahl für alle Gläubigen
Taufe und Abendmahl sind keine Sakramente. Sie üben keine heilbringende Wirkung an denen aus, die sie praktizieren. Vielmehr sind sie von Christus angeordnete Zeichen, die die Erlösung symbolisieren, die jedem gläubigen Christen durch den Glauben von Gott zuteil wird. Sie werden deshalb nur von und an gläubigen Christen praktiziert.
Die Taufe versinnbildlicht, dass die von der Sünde beherrschte Natur des Menschen mit Christus verurteilt und gekreuzigt ist, und ein neuer, erlöster Mensch zum Leben erweckt wurde. Dies kann nur bei Menschen der Fall sein, die bewusst an Jesus glauben, also nicht bei Säuglingen. Baptisten praktizieren die Taufe, wie zur Zeit der ersten Christen üblich, durch vollständiges Untertauchen des Täuflings. Die Gläubigentaufe ist Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in der Gemeinde. Die Taufe in anderen Kirchen wird von Baptisten anerkannt, wenn diese Kirchen ebenfalls diese Gläubigentaufe lehren. Wer als Säugling getauft ist und sich später nach einer bewussten Entscheidung für Christus hat taufen lassen, kann aber Mitglied einer Baptistengemeinde werden.
Das Abendmahl symbolisiert das stellvertretende Sterben Christi für uns. Brot und Wein verwandeln sich dabei nicht in Leib und Blut Christi, sondern versinnbildlichen, dass er seinen Leib und sein Blut für uns hingegeben hat. Das Abendmahl ist keine Opferfeier. Brot und Wein (oder Traubensaft) werden von allen Christen eingenommen. Dabei ist Christus nicht auf andere oder intensivere Weise gegenwärtig als sonst.
Individuelle Freiheit
Jeder Mensch soll sich frei für oder gegen den Glauben an Jesus Christus entscheiden. Er ist in seinem Glauben nur Gott und seinem Gewissen verpflichtet. Der Glaube darf keinem Menschen aufgezwungen werden. Jeder Christ hat das Recht und die Pflicht die Lehre seiner Gemeinde immer wieder anhand der Bibel zu prüfen.
Selbstständigkeit der Ortsgemeinde
Die Bibel berichtet außer der örtlichen Gemeinde von keiner anderen Organisation der Christen. Die Ortsgemeinde ist keiner übergeordneten Dachorganisation verpflichtet oder untergeordnet. Ihre organisatorischen und finanziellen Belange bestimmt ausschließlich sie selbst. Das schließt jedoch nicht aus, dass sie mit anderen Gemeinden örtlich oder überörtlich zusammenarbeitet. Zu diesem Zweck werden auch Organisationen gegründet. Die einzelne örtliche Gemeinde tritt solchen Organisationen aber freiwillig bei und verpflichtet sich nur im Rahmen der vertraglichen Zusammenarbeit.
Trennung zwischen Kirche und Staat
Die Bibel lehrt, dass Staat und Regierung von Gott gewollt und eingesetzt sind, sogar dann, wenn die Regierung nicht christlich ist. Der Staat hat das Recht und die Pflicht die moralische Ordnung zu organisieren und aufrecht zu halten. Daher sind Christen verpflichtet für die Regierung zu beten und ihr gehorsam zu sein, solange ihre Anordnungen dem Willen Gottes nicht widersprechen. Der Staat hat jedoch keine geistlichen Kompetenzen. Diese haben allein die geistlichen Leiter der Gemeinde. In der Geschichte waren staatliche Einflüsse auf den Glauben sehr oft negativ. Deshalb soll der Staat in der Gemeinde keinen Einfluss ausüben. Eine organisatorische Verbindung zwischen Staat und Kirche wird von Baptisten daher abgelehnt. Baptistengemeinden ziehen von ihren Mitgliedern deshalb keine Kirchensteuern über die Steuerbehörden ein. Steuerliche Erleichterungen und Rechte, die der Staat gewährt, nehmen sie gerne an. Sie achten jedoch darauf, dass sie dadurch nicht in Abhängigkeit geraten.
Erlöste und getaufte Mitglieder
Die christliche Gemeinde ist die Versammlung der gläubigen Christen. Das bedeutet, dass nur Mitglied werden kann, wer bekennt, dass er an Jesus Christus als Retter und Herrn seines Lebens glaubt und ihm nachfolgen will. Die Taufe ist das offizielle Bekenntnis dieses Glaubens. Deshalb ist die Taufe des bekehrten Menschen Voraussetzung für seine Mitgliedschaft in einer Baptistengemeinde. In Baptistengemeinden ist es üblich, dass jemand, der die Mitgliedschaft beantragt, vor der versammelten Gemeinde seinen Glauben bekennt. Dazu gehört auch ein Bericht, wie er zum Glauben gekommen ist. Kriterium für die Aufnahme in die Gemeinde ist die Glaubwürdigkeit des Glaubensbekenntnisses, auch im Hinblick auf den Lebensstil der betreffenden Person.
Die Gemeinde hat das Recht und die Pflicht, Mitglieder, die den Glauben an Christus verleugnen oder in ihrer Lebensführung nicht mehr erkennen lassen, dass sie Christus nachfolgen wollen, von der Mitgliedschaft auszuschließen.
Niemals geht ein echter Christ verloren
Nach der Bibel ist normalerweise jeder Mensch von Gott entfremdet und von der Sünde beherrscht, die ihn dazu bringt, gegen Gottes Willen zu handeln. Dadurch ist jeder Mensch dem Zorn Gottes verfallen. Gott wird ihn nach dem Tod verurteilen und mit der ewigen Verdammnis bestrafen. Das ist unter verlorengehen zu verstehen. Kein Mensch kann sich diesem schrecklichen Schicksal entziehen, da alle Menschen vor Gott schuldig sind. Trotz seines gerechten Zorns über die Menschen liebt Gott sie und möchte sie von dieser Verdammnis retten. Deshalb ist Jesus Christus als Sohn Gottes auf die Erde gekommen und hat die Bestrafung für die Sünde stellvertretend für die Menschen auf sich genommen, indem er sich am Kreuz hinrichten ließ. Jeder, der das glaubt und Jesus als Herrn seines Lebens annimmt, wird von der Verlorenheit befreit und bekommt ewiges Leben von Gott geschenkt (Johannes 3,16). Dies wird als Erlösung bezeichnet. Ein Mensch, der auf diese Weise an Jesus Christus glaubt, wird in der Bibel Christ oder Heiliger genannt. Ein Christ ist ein Kind Gottes und damit Mitglied der Familie Gottes. Ein Kind Gottes hat Erbrecht. Das Erbe ist das ewige Leben. Der Heilige Geist ist jedem Kind Gottes als Anzahlung und Siegel auf dieses Erbe gegeben. Auf Grund dieser und weiterer biblischer Aussagen glauben Baptisten, dass ein Christ die Erlösung nicht mehr verlieren kann, auch dann nicht, wenn er Christus untreu wird (2. Tim. 2,13). Gott wird jeden echten Christen davor bewahren, dass er endgültig vom Glauben abfällt (1.Kor. 1,8-9). Wenn jemand den Glauben total verleugnet und endgültig vom Glauben abfällt, dann muss davon ausgegangen werden, dass der Glaube nie echt gewesen ist. (Vergl. 1.Johannes 2,19)
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